Artist Index: Kisch, Egon Erwin


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Los 3025Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin, 29. November 1925

Auktion 118

Zuschlag
420€ (US$ 452)

Details

"Das Buch wird keinen sehr großen Erfolg haben, weil es sehr tschechisch, jüdisch und pragerisch ist."
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 2 S. 27 x 19,5 cm. Mit eigenhändig adressiertem Kuvert. Berlin, 29. November 1925.
Haupt, Kisch, S. 51ff. – Ausführlicher Bericht über das ereignisreiche Leben Kischs in der Berliner Kunst-, Kultur- und Musikszene sowie die zahlreichen beruflichen Verpflichtungen, über Journalistenkollegen und den marxistischen Kulturpolitiker Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski (1875-1933):
"Diese Woche war vollkommen Lunatscharski gewidmet, ich war auf seinem Presseempfang in der Botschaft und zu seinem Vortrag in der Philharmonie (ich habe auf demselben Platz gesessen, wie in dem Mahler-Konzert neben Dir) und in seinem Stück, das mir gefallen hat, weil es von Lunatscharski war. Überhaupt stehe ich mich mit den Russen sehr gut und fahre vielleicht noch in diesem Monat nach Moskau, ich freue mich darauf so sehr, daß ich Angst habe, daß daraus nichts wird."

Weiter über sein Schreiben für die Berliner Montagspost' einem eher mittig-bürgerlich angesiedelten Blatt und über Arbeiten an seinem Buch Hetzjagd durch die Zeit: "Ich lebe von diesen schrecklichen Dummheiten in der Montagspost, lauter alte Feuilletons, - so schlecht ist es mir in Berlin noch nie gegangen und deshalb sehne ich mich so sehr nach der Fremde. Mein Buch heißt Hetzjagd durch die Zeit'... wenn Du großen Wert darauf legst, lasse ich Dir aus Berlin noch ein Exemplar zukommen. Das Buch wird keinen sehr großen Erfolg haben, weil es sehr tschechisch, jüdisch und pragerisch ist, - wer soll in Deutschland schon verstehen, was Tonka Šibenice in ihrem Jargon spricht oder dieses Schwadronieren 'im Nebel'."

Über Berliner Blätter: "Die Literarische Welt wird mit jeder Nummer schlechter ... Ungar hat 8 lange Spalten über die Handschriften von Thomas Mann geschreiben, Byzantinismus! Weiss lobt Hindenburg! Jeder schimpft." Kisch schließt mit einem Nachsatz "50 Mal danke ich Dir für die Zigaretten, ich habe sie geraucht, als ich diesen Brief geschrieben habe. Sonst rauche ich oft unsere Pfeife! Und reinige den Kamm mit Deiner Bürste!". – Horizontal geknickt, Umschlag aufgerissen.

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Los 3030Kisch, Egon Erwin
1 eigenhändige Postkarte an Joseph Bornstein

Auktion 118

Zuschlag
500€ (US$ 538)

Details

"Die Kamele fliegen darauf und würden das Blatt hier sicher einführen - Lass Dir's gut gehn, alter Lümmel"
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändige Postkarte an den Journalisten Joseph Bornstein in deutscher Sprache, mit voller Unterschrift "Egon Erwin Kisch". 9 x 14 cm. Temassin, Algerien 1. Februar 1927.
Auf einer Bildpostkarte aus dem Wadi Temassin (Témacine) in Südalgerien mit einer Ansicht "Sur la place du village de Témacine", in deutscher Sprache an den Kollegen, den Schriftsteller und zeit- wie gesellschaftskritischen Journalisten Joseph Bornstein (1899-1952), der für Das Tage-Buch arbeitete und ab 1927 die Herausgabe der von Carl von Ossietzky gegründeten Weltbühne gemeinsam mit Leopold Schwarzschild übernommen hatte. Kisch veröffentlichte bei Bornstein, mit dem ihn eine lebenslange Hassliebe verband. Immer wieder ärgert er sich über Bornstein und nennt ihn einen "Bldlo" oder "blbec", einen "lieben Idioten" oder "Trottel". Wenn er ihn selber adressiert, schreibt er nur "Lieber Schornstein".

"Lieber Schornstein, seit Wochen keine Zeitung, kein Brief, kein deutsches Worte, sitze ich in der Sahara auf dem Trockenen und möchte gerne noch lange so sitzen. Ich hoffe, dass viele Artikel Josef Bornstein im T.-B. [das Tagblatt, deutsche Zeitung in Prag] erscheinen, die Kamele fliegen darauf und würden das Blatt hier sicher einführen. Montag fahre ich nach Tunis, wo ich bis zum letzten Pfennig meines Reisegeldes bleiben will, vorausgesetzt, daß die mich dort erwartenden Nachrichten keine Eile bedingen. Hoffentlich geht's der Jarmila gut, Dir auch, grüße Grohmann und Schwarzschild und Katz, und lass Dir's gut gehn, alter Lümmel. Egon Erwin Kisch". – Mit zwei Briefmarken und Stempeln, postalisch gelaufen.

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Los 3016Kisch, Egon Erwin
Brief. Berlin 18.September 1924

Auktion 118

Zuschlag
300€ (US$ 323)

Details

"Milá Jarmilinko, prosím, nehněvej se na mě! - Ich weiß, wie unangenehm es ist, einsam zu sein."
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 2 S. 28 x 21,5 cm. Mit eigenhändigem beschrifteten Kuvert. 12,5 x 15,4 cm. Berlin, 18. September 1924.
Haupt, Kisch, S. 39f. – Kisch entschuldigt sich bei seiner geliebten Jarmila: "Milá Jarmilinko, prosím, nehněvej se na mě!" - "Liebe Jarmilinko, bitte sei mir nicht böse! Ich weiß, wie unangenehm es ist, einsam zu sein und auf Post von seinen Freunden zu warten - und nichts kommt. Also ehrlich, Jarmilinko, ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht, ich arbeite wie ein Verrückter, nur um das Buch endlich loszuwerden. Zweimal mußte ich es schon umarbeiten." Im Herbst 1924 arbeitete Kisch mit Hochdruck an der Fertigstellung des Reportageromans Der rasende Reporter, dessen Titel für immer sein Alter Ego werden sollte. Der Verleger Erich Reiss wollte es womöglich noch zum Weihnachtsgeschäft in den Buchhandlungen haben, auch wenn das Erscheinungsdatum für 1925 vorgesehen war. Der Druck konnte dann tatsächlich noch im Oktober stattfinden, so dass Kisch Jarmila schon am 28. Oktober ein Widmungsexemplar schicken konnte (siehe Katalognummer 2819).

Weiterhin gibt er Jarmila konkrete Anweisungen zur Übersetzung und erwähnt eine Novelle, die er für die liberaldemokratische Wochenschrift Přítomnost (Die Gegenwart) vorsah: "Ich schicke hier eine größere und ziemlich dicke Novelle an Peroutka, - ich weiß allerdings nicht, ob er in Přítomnost belletristische Arbeiten veröffentlich ...Das Wort 'Reporter' könntest Du im Titel mit 'zpravodaj' übersetzen, im Text abwechselnd novinář, reportér, zpravodaj". Den tschechischen Titel des Buchs "Der rasende Reporter" übersetzt Jarmila dann wörtlich mit "Zuřivý reportér". Kisch erwähnt ferner seine Journalisten-Kollegen, u. a. Emil Artur Longen, Schlesinger, Leo Lania, Franz Schulz, Ernst Popper, Otto Katz".

Unter den Brief hat Kischs Sekretärin, Gisela Lyner (1895-1962), sechs Zeilen in Deutsch hinzugesezt: "Liebe Jarmila, ich hätte Dir schon längst geschrieben, aber ich hab noch immer schrecklich viel zu tun ... Wann kommst du her? Ich grüß dich herzlich! Gisl". Gisela wurde Kischs Lebensgefährtin, die er 1919 in Wien kennengelernt hatte und 1938 heiraten sollte.
– Knickspuren, Umschlag mit Rissen, minimal gebräunt. – Beiliegt: 1 eigenhändig adressierter Briefumschlag.

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Los 3023Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin, 19. März 1925

Auktion 118

Zuschlag
320€ (US$ 344)

Details

Jarmila als "Übersetzerin aller Werke" Egon Erwin Kischs
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egona". 2 S. 27 x 19,5 cm. Mit masch Kuvert. Berlin, 19. März 1925.
Haupt, Kisch, S. 46f. – Sehr persönlicher Brief an Jarmila Haasová (1896-1990), der seine Affektion für und Vertrautheit mit seiner Freundin und Übersetzerin zeigt, nennt er sich doch oft "Mein Äffchen", "Du böser affiger Affe" oder hier "Lieber Affe" ("Milý vopic"). Kisch schreibt über Jarmilas Briefe, "die ich, Schwein, unbeantwortet gelassen habe" und endet "Jarmilinko, Du schreibst wenig über Dich. Hast Du irgendeinen Liebhaber. Und wie geht es Dir sonst? Ich hoffe das Beste. Grüße alle bekannten Ungarn, Tschechen, Juden, Deutschen, Russen, Linke und Rechte und laß Dich auf das herzlichste küssen von Deinem Spitzbuben Egon" - "Tvého
rošťáka Egonek".

Zusammenfassend berichtet Kisch über seine Arbeit in Berlin, über "lauter fremde Leute, einer vom Devětsil, der schon zwei Jahre in Berlin ist und nicht ein Wort Deutsch kann, belästigt mich mit seiner atonalen Musik ..." Er arbeitet gerade an der Herausgabe des Pitaval, der Sammlung von Kriminalfällen, zu der ihn sein Verleger Erich Reiss aufgefordert hatte. "Ich schreibe auch an meinem 'Pitaval', aber diese Kompilation langweilt mich schrecklich und ich möchte das alles schon hinter mir haben". Tatsächlich sollte der Band dann erst 1931 als "Prager Pitaval" bei Erich Reiss erscheinen. Über einen der Fälle, den Tscheka-Prozeß (nach dem Terror der kommunistischen Untergrundorganisation) hatte Kisch berichtet: "Morgen kommt im 'Tagebuch' ein neuer großer Artikel von mir über die 'Tscheka', - Du bekommst ihn".
Er erwähnt ferner die Stücke Ferda Mestek, Piccaver im Salon Goldschmied und Oberst Redl: "... da sich einige Übersetzer bei der Schmiede um den Redl beworben haben, will ich, daß er mit mir schnell den Vertrag macht, in dem ich Dich als Übersetzerin aller Werke vorschlage". – Zweifach geknickt, auf dem festen Briefpapier mit Namensaufdruck. Umschlag mit Rissen.

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Los 3036Kisch, Egon Erwin
Masch. Brief. Berlin, 20. November 1927

Auktion 118

Zuschlag
300€ (US$ 323)

Details

"... jeden ohrfeigen, der etwas gegen Rußland sagen wird."
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 2 S. 28,5 x 22,5 cm. Mit eigenhändigem, kalligraphisch adressiertem Kuvert. Berlin, 20. November 1927.
Haupt, Kisch, S. 63f. – Das Theaterstück Von Prag nach Bratislava hatte Egon Erwin Kisch zusammen mit Jaroslav Hašek geschrieben, es wird nun im Prager Theater aufgeführt. Ferner schreibt Kisch über seine Pläne zur Russlandreise und über die Eindrücke, die seine Kollegen, die Journalisten und Kommunisten Franz Xaver Hoellering (1896-1967) und Emil Rabold (geb. 1886) in der Sowjetunion machten.

"Heute hat mir das Burian-Theater telefonisch mitgeteilt, daß es eine Woche lang Von Prag nach Bratislava ... spielen wird ... In Rußland bin ich nicht gewesen, - ich hatte auch nicht einen Augenblick die Absicht, dorthin zu fahren. Du hast mir Unrecht getan, wie immer. Höllering war dort, er ist angeblich total begeistert, ich habe noch nicht mit ihm gesprochen. Rabold ist noch dort, aber schrieb Lobgesänge und wird angeblich nach seiner Rückkehr jeden ohrfeigen, der etwas gegen Rußland sagen wird; er ist zur Erholung in den Kaukasus gefahren".
Er erwähnt seine Reportagen Die Waggonvilla und Leichenschauhaus, "der Prager Pitaval ist noch nicht fertig. Beendet habe ich das Vorwort zu John Reed, dessen 10 Tage zugleich mit dem Eisenstein-Film im Verlag für Literatur und Politik wiedererscheinen". Kisch hatte John Reeds Roman Zehn Tage die die Welt erschütterten mit einem Vorwort auf Deutsch herausgegeben (vgl. Katalognummer 2838).

Er erwähnt Bornstein, Grossmann, Schwarzschild, Schrötter und "Marku hat ein Buch über Lenin geschreiben. Die Rote Fahne'hat ihn deshalb gründlich angegriffen, im großen und ganzen hatte sicher recht, aber es ist trotzdem ein interessantes Buch, es ist nicht revolutionsfeindlich, und die Tatsachen über Lenins Leben bleiben immer etwas Gewaltiges ... [Leo] Lania ist bei [Erwin] Piscator, eine Art Hausdramatiker, er trat aus dem Börsen-Courier aus, dorthin kam Billy Wilder, von Jarmila genannt 'Billy Baldower'". Ferner über Kurt und Anka Viková, Bonck, Fröschl, Sonja Bogs, Katz, Olga Ossipowna, Hoelz, Friel, Holitscher, Alfred Klaar, "Onkel Rosenberg" (ironisch für Alfred Rosenberg) ... "Nächsten Sonntag wird auf Piscators Bühne eine Protestversammlung sein, auf der ich reden werde". – Gefaltet, einige Ausbesserungen, Durchstreichungen und Korrekturen, mit dem, hier besonders schön kalligraphisch adressierten Umschlag. – Beiliegt: Gisela Lyner. Eigenhändiger Brief in deutscher Sprache mit Unterschrift "Gisl" an Jarmila Haasová, datiert "Berlin, 23. XII, 27", worin sie über ihre Arbeit berichtet: "Mein Žeromski ist natürlich noch nicht fertig, und ich kann Dir nicht sagen, wie ich Dich bewundere, und zugleich beneide, daß du schon so weit bist, das fertige Buch vor Dir zu haben". Mit Umschlag.

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Los 3012Kisch, Egon Erwin
Brief. Brünn, 24. Oktober 1923

Auktion 118

Zuschlag
340€ (US$ 366)

Details

"Äffchen", "Biest" und "Goldener Egonek"
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 1 1/2 S. 24,5 x 20,5 cm. Mit eigenhändigem beschrifteten Kuvert. 13,3 x 21 cm. Brünn, 24. Oktober 1923.
Haupt, Kisch, S. 37. – Auf dem rotumrahmten Briefpapier der Lidové Noviny (der 1893 gegründeten tschechischen Volkszeitung, dem ältesten, immer noch existenten Blatt) schreibt Egon Erwin Kisch (1885-1948) an seine Freundin Jarmila-Haasová (1896-1990) und berichtet ihr von seiner Reise nach Brünn, wo sein Theaterstücki Tonka Šibenice (Die Himmelfahrt der Galgentoni) aufgeführt werden sollte. Er fragt Jarmila nach seinen Freunden, dem Schauspieler Vlastimil 'Vlasta' Burian (1891-1962) und dem Journalisten Joseph Bornstein (1899-1952) und fragt vertraulich-neckisch nach ihrer Stimmung, ob sie "Äffchen" oder "Biest" sei:

"Jarmilinince! Ich bin in der Nacht angekommen und habe in keinem Hotel ein Zimmer gefunden. Ich habe deshalb bei Theaterdirektor Höllering übernachtet [...] Heute habe ich bis 11 Uhr abends Probe. In der 'Lidovkách' [Redaktion der Zeitung Livdové Noviny] war ich gestern zweimal [...] Was machst Du in Prag? Warst Du bei Burian? Hast Du jemanden Bekannten getroffen? Was schreibt Bornstein? Loreks habe ich noch nicht angetroffen. Bist Du ein Äffchen? Oder ein 'Biest'? Ich bin der goldene Egonek". – Knickspuren, Umschlag mit Rissen, minimal gebräunt.

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Los 3028Kisch, Egon Erwin
5 eigenhändige Postkarten des Jahres 1925

Auktion 118

Zuschlag
480€ (US$ 516)

Details

Aus Moskau, St. Petersburg, aus Armenien und Aserbaidschan

Kisch, Egon Erwin. 5 eigenhändige Postkarten des Jahres 1926 an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache, mit Unterschrift "Egonek". Jeweils 9 x 14 cm. Jerewan, Moskau, Baku, Leningrad 1926.
Postkarten der Asienreise des Egon Erwin Kisch an seine Übersetzerin Jarmila Haasová. 1925-1926 bereiste er vor allem Asien, wovon die folgenden Karten zeugen. Sie helfen vor allem auch als wertvolles Forschungsmaterial, die Reisen Kischs Tag für Tag, Datum für Datum nachzuvollziehen.

1) Moskau, 10. Februar 1926. Sehr eng, mit violetter Tinte beschriebene Bildpostkarte mit einer Ansichte des Obelisken-Siegesdenkmals. Kisch berichtet von seiner Besichtigung des Kreml in Moskau und erwähnt Bornstein "Všechno jest nádherné a Bornstein je starý blbec", etwa: "hier ist alles sehr schön, nur Bornstein ist ein alter Idiot" (Tinte teils verwischt).

2) Jerewan 5. Februar 1926. Von Moskau war Kisch mit der Bahn weiter nach in die armenische Hauptstadt Jerewan (Eriwan) gereist, die unter den Sowjets zu Jerewan, zur Verwaltunghauptstadt der Armenischen SSR geworden war. Kisch berichtet auf einer Fotopostkarte mit den "Reliquien des Heil. Grigorij". Doch reist er gleich weiter, zunächst wieder über Moskau: "Za pár mimd odjezd z Armenii" - "Ich werde in ein paar Tagen aus Armenien abreisen".

3) Moskau, 10. Februar 1926. Offenbar hatte er durch die Vermittlung Jarmilas einen größeren Vorschuss auf eine Veröffentlichung bekommen, deren Termin er nicht halten konnte. Er schreibt: "Liebe Jarmiliče, Ich danke Dir aufrichtig für Deinen (Empfehlungs-)Brief, aber Berlin gibt mir nicht alles zurück, ich kann nichts dafür (ich fürchte, ich muss die 3000 Mark zurückgeben! Ich schreibe jetzt schon den ganzen Tag ..." Auf einer Fotopostkarte mit dem Lenin-Mausoleum.

4) Baku, 24. Februar 1926. "Milá Jarmilinko ..." - "Liebste Jarmila, ich bin hier gerade in der Republik Aserbeidschan und ich denke an Dich. Sie haben die größten Ölfelder auf der einen Seite - die größten Minen Europas ... Im Donezbecken war ich auch und an vielen anderen Orten". Auf seltener Fotopostkarte mit Ansicht der Bohrtürme von Baku.

5) Leningrad, 6. Mai 1926. Ein Gruß aus St. Petersburg, der Stadt an der Newa: "Ich wohne an der Newa gegenüber den drei Mauern der St. Peter und Paul Festung, die Sonne geht unter und ich küsse dich!". Auf einer Fotopostkarte mit Ansicht von Smolny, von dem er auch berichtet. – Leichte Gebrauchsspuren. Alle Karten mit Briefmarken und Stempeln, postalisch gelaufen.

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Los 3008Kisch, Egon Erwin
Die Abenteuer in Prag. Widmungsexemplar

Auktion 118

Zuschlag
280€ (US$ 301)

Details

"Mile pani Jarmile s srdečným pozdravem!"
Kisch, Egon Erwin. Die Abenteuer in Prag. S. [3]-504, 3 Bl. 19,6 x 11 cm. OPappband mit farbiger VDeckelillustration (etwas beschabt und bestoßen, Rücken und Gelenke erneuert, der einstige, lädierte Rücken aufkaschiert). Wien, Prag und Leipzig, Ed. Strache, 1920.
Erste Ausgabe. In seinem Band "Die Abenteuer in Prag" fasste Kisch seine Erlebnisse während seiner Streifzüge durch die Prager Unterwelt, die Obdachlosenheime, die Gefängnisse, die Bordelle, Beisel und Kaschemmen zusammen, die er im "Prager Tagblatt", aber vor allem in der "Bohemia" veröffentlicht hatte. – Innengelenke verstärkt. Komplett und vielfach von Kisch und Jarmila durchgearbeitetes Widmungsexemplars des Autors mit zahlreichen Bleistifteintragungen, Kommentaren, Rotstiftanstreichungen, einem Tintenfleck und ähnlichem von der Hand und Feder Jarmilas. Einige und die letzten Blätter mit dem Inhaltsverzeichnis mit stärkeren, überklebten Randläsuren. Titel mit der 4-zeiligen Widmung: "Mile pani Jarmile s srdečným pozdravem! Egon Erwin Kisch. V Berlíně, dne 19. června 1922" ("Sehr geehrte Frau Jarmila, mit freundlichen Grüßen! Egon Erwin Kisch. In Berlin am 19. Juni 1922"). Auf dem Vorsatz der Besitzvermerk der "Jarmila Haasová".

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Los 3033Kisch, Egon Erwin
Kriminalistisches Reisebuch. Berlin, Schmiede, 1927

Auktion 118

Zuschlag
1.000€ (US$ 1,075)

Details

"Dieses dumme Buch in Erinnerung ... damit Sie Ihn nicht vergessen. Egon Erwin Kisch"
Kisch, Egon Erwin. Kriminalistisches Reisebuch. 111 S., 1 Bl. 18,2 x 12 cm. Zweifarbig illustrierter Pappband (Kapitale leicht eingerissen, gering berieben) nach einem Entwurf von Georg Salter. Berlin, Die Schmiede, (1927).
Berichte aus der Wirklichkeit. Hrsg. von Eduard Trautner, Band 1. Melzwig 349.1. – Erste Ausgabe der Reportagen, "Eine Schilderung der Verbrechen aller Zeiten und Länder, die vom Verfasser an ihren Schauplätzen aufgesucht und aufgeklärt wurden" (Melzwig), darunter Österreichische Polizei in Serbien; Moskauer Frauengefängnis; Vor dem Kadi und vor dem Strafsenat in Algier; Das Humanistengrab im Arrest; Rußlands schwerster Kerker; Lefortowo; Eine Frau harrt des Mörders und vieles mehr. – Im Block sauber und frisch, wenige Bleistiftanmerkungen der Übersetzerin Jarmila Haasová (1896-1990), die den Band 1932 ins Tschechische übertragen veröffentlichte: Kriminalisticky cestopis. Autorizovany preklad Jarmily Haasové (Prag 1932; Melszwig 349.2), und der die vorliegende Ausgabe vom Autor in deutscher und tschechischer Sprache gewidmet wurde: "Milý vopicáku (genannt 'Jarmila Haasovic') hiermit überreiche ich Dir feierlich tuto pitómon knihu na památung an Deinen alten Freund, daabys ho nezapomela. Egon Erwin Kiš. V Berlíně, am 15. Mai 1927", mit der dem ironischen Aperçu "dieses dumme Buch in Erinnerung ... damit Sie Ihn nicht vergessen. Egon Erwin Kisch".

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Los 3018Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin, 9. November 1924

Auktion 118

Zuschlag
380€ (US$ 409)

Details

Kisch als König der Journalisten - Aufnahme des 'Rasenden Reporters' und Kischs Schriften
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonka". 2 S. 28 x 21,5 cm. Mit eigenhändigem beschrifteten Kuvert. 12 x 14,5 cm. Berlin, 9. November 1924.
Haupt, Kisch, S. 40f. – Kisch bedankt sich bei Jarmila für die ausführliche Korrespondenz und macht Vorschläge zur Übersetzung seiner Komödie "Tonka Šibenice" sowie des "Rasenden Reporters" in Tschechische: "Zě jseš zlato, žluté zlato, to ti nepotrebuji". Liebe Jarmilinko, daß Du Gold bis, pures Gold, muß ich Dir nicht bestätigen ... Wenn Du 'Tonka' oder den 'Reporter' übersetzen möchtest, dann stelle ich Dir den gesamten Inhalt natürlich mit Freuden zusammen, aber das wichtigste ist, einen Verleger zu haben. Vielleicht können Dir Laurin oder Staša einen Verleger vermitteln?"

Er fragt nach der Aufführung seines Stücks Sensation eines Journalisten: "Mit wem wart Du auf der Senzace žurnalisty? Davon hast Du mir gar nichts geschrieben. Die Kritik hat mich insgesamt gut verstanden, am besten allerdings Max Brod im 'Prager Tagblatt' ... Heute schreibt die 'Berliner Volkszeitung', daß ich der König der Journalisten bin und daß es neben mir keine Literatur von Wert gibt; das ist eine der größten Zeitungen, Auflage 85 000, und dabei kenne ich Klötzel [den Chefredakteur C. F. Klötzel] nicht einmal persönlich. Ich schicke Dir das Feuileton. Alle sind von meinem Buch begeistert".

Auch berichtet Kisch von anderen Büchern seiner Zeitgenossen: "Roth hat zwei Romane in der Schmiede herausgegeben, wo auch der Hungerkünstler von Kafka und Továrna na absoluto [Die Gottesfabrik] von Karel Čapek erschienen sind. - ich habe alle diese Bücher, willst Du eines? Was ich betrifft, so habe ich viel Ruhm, aber wenig Geld, so wenig, wie ich vielleicht noch niemals in meinem Leben hatte. Aber das kann mir auch nichts anhaben". – Knickspuren, Umschlag mit Rissen, minimal gebräunt.

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Los 3022Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin, 4. Februar 1925

Auktion 118

Zuschlag
300€ (US$ 323)

Details

"Deine Übersetzungen sind wirklich köstlich."
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 1 S. 28,6 x 22,4 cm. Mit eigenhändig beschriftetem Kuvert. 12 x 15 cm. Berlin, 4. Februar 1925.
Haupt, Kisch, S. 43. – Kisch lobt seine Freundin, die begabte Übersetzerin Jarmila Haasová (1896-1990), die an der Übersetzung seines Reportageromans Der rasende Reporter arbeitete: "Milá Jarmilko" - "Liebe Jarmilko, Deine Übersetzungen sind wirklich köstlich, - einige Witze und Ausdrücke habe ich noch weiter ausgeführt und denke, daß das Buch Erfolg haben und Deine Arbeit allgemeine Anerkennung finden wird." – Gefaltet, minimaler Falzriss, wohlerhalten.

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Los 3040Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin,, 1. Oktober 1928.

Auktion 118

Zuschlag
550€ (US$ 591)

Details

"Während ich das schreibe, malt mich der Münchner Maler Schad, - er kommt schon über eine Woche hierher."
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 1 1/2 S. 28,5 x 22,5 cm. Mit eigenhändig, kalligraphisch adressiertem Kuvert. Berlin, 1. Oktober 1928.
Haupt, Kisch, S. 65f. – Inhaltsreicher Brief an seine Übersetzerin Jarmila Haasová (1896-1990), deren späterer dritter Ehemann, der tschechische Journalist und langjährige Freund von Kisch, Vincenz Nečas, erwähnt wird, dem eine Haftstrafe angedroht worden war: "Für Nečas sieht es schlecht aus, wenn er wegen solcher Dummheiten für 18 Monate in den Knast ´müßte. Ich hoffe, daß alles gut ausgeht ..." Nečas war trunken aufgegriffen worden.

Kisch berichtet über seine zahlreichen Aktivitäten, vor allem über seine Lesungen für die verschiedensten Institutionen, die ein Bild der lebhaften Kulturszene Berlins am Rande der sich immer weiter verschlechternden Weltwirtschaftlslage zeichnen. "Meinen Rummel kannst Du Dir nicht vorstellen: vorgestern habe ich am Schönhauser Tor über Tolstoi gesprochen, gestern habe ich im Radio mit Musik Tretmüllers 'Eliptüden' gelesen (Alfred Kerr hat eröffnet), morgen lese ich über Dzierzynsky an der Marxistischen Arbeiterschule, am Sonnabend im Volksfilmverband über den Russischen Film von 'Polikusky' bis nach 'Schanghai'...

Und über seine Publikationen: "Gestern habe ich die Zeitschrift Der Zeitgeist bekommen, in der 12 Spalten von Pavel Altschul sind. (Guter Artikel.) Er übersetzt dort den Titel 'Der rasende Reporter' mit 'Reporter in wilder Eile', Wie gefällt Dir da? Wie wäre es mit 'Die Leidenschaft des Reporters'?".

Von besonderer Bedeutung ist auch ein zweizeiliger Nachsatz, in dem er über die Sitzungen für ein Porträt des Maler Christian Schad (1894-1982) berichtet: "Während ich das schreibe, malt mich der Münchner Maler Schad, - er kommt schon über eine Woche hierher". Das heute in der Hamburger Kunsthalle bewahrte Gemälde zählt zu den Meisterwerken Schads. Er porträtierte den vielfach tätowierten Journalisten mit nacktem Oberkörper auf dem 1926 fertiggestellten Berliner Funkturm am Messegelände in Berlin: "Mit der für die Neue Sachlichkeit charakteristischen distanzierten Haltung bei gleichzeitiger Genauigkeit schuf Schad hier einen Männlichkeitsentwurf, der mit der Ambivalenz zwischen der äußeren Gestalt eines Arbeiters und der inneren Haltung des Intellektuellen spielt" (Anna Heinze).

In seiner kalligraphisch-schnörkeligen Schrift verzierte Kisch auf dem Umschlag die Adresse "Pani Jarmila Haasová u pa ráditele Ludvika Ambrože Prag = Praha IV. Na Valech 273" – Zweifach geknickt, mit zahlreichen Einfügungen, Durchstreichungen und Korrekturen Kischs in blauschwarzer Tinte, die zeigen, wie er sich auch Ende der Zwanziger Jahre immer noch mit dem Tschechischen schwer tat. – Beiliegen: Gisela Lyner. 2 masch. Briefe mit Unterschrift "Gisl". Zus. 3 S. und 1 masch. Kuvert. Die Sekretärin, Geliebte und spätere Ehefrau Egon Erwin Kischs schreibt am 1. Juni 1928 aus Berlin an Jarmila: "Dass es für Dich in Prag so mies ist, tut mir schrecklich leid ... Über Prag werde ich auf der Hinreise nach Wien diesmal nicht kommen ... [und eigenhändiger Zusatz in Bleistift:] Hat Dir Egonek erzählt, daß der Bruder von Max Hoelz 3 Tage bei uns war?".
Aus Wien schreibt sie dann am 12. Juli 1928: "Ich fahre wahrscheinlich Montag nachts von hier weg und bin Dienstag früh in Prag ... ich würde dann so gegen 10 oder 11 zu Dir kommen ... Bist Du mit dem ersten Kischband schon fertig?".

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Los 3011Kisch, Egon Erwin
Die gestohlene Stadt. Widmungsexemplar

Auktion 118

Zuschlag
400€ (US$ 430)

Details

Über den berüchtigten Gauner Christian Käsebier
Kisch, Egon Erwin. Die gestohlene Stadt. Eine Komödie 71 S., 1 Bl. 23 x 15,6 cm. OBroschur (kleine Einrisse, wenige Knickspuren, minimal berieben) mit VDeckelillustration (signiert: "Kobbe"). Berlin, Erich Reiss, 1922.
Melzwig 344.1. – Erste Ausgabe des "Volksstücks für Sprechtheater", das im Klappentext der Neuausgabe Henschelverlags beschrieben wird: "Der berüchtigte Gauner Christian Käsebier war zwar zu lebenslänglicher Haft verurteilt, wurde dann aber während des siebenjährigen Krieges in das Hauptquartier Friedrichs II. auf den Weißen Berg vor Prag geholt, um die Stadt für ihn einzunehmen. Seine Aufgabe war es, an den österreichischen Truppen vorbeizukommen und die Lage in der Stadt auszuspionieren. Am dritten Tag der Spionage kehrte Käsebier jedoch nicht zurück, sondern lief zu den Österreichern über, denen er von dem nahenden Herr erzählte. So verlor Friedrich II. die Stadt Prag. Viele Legenden ranken sich um den Gauner Käsebier - Kisch erzählt in diesem Stück eine besonders kuriose" (TTX 29.09.2017).

Das einprägsame Titelbild auf dem Vorderumschlag schuf der Berliner Graphiker George G. Kobbe (1902-1934). Es zeigt den Hallenser Dieb und Räuber Christian Andreas Käsebier, dessen Geschichte Kisch zunächst zu einer Reportage inspiriert hatte, die er dann zum vorliegenden Drama umarbeitete. – Letztes Blatt lose, wenige Papierläsuren und kleine Rostfleckchen im Bug, papierbedingt gebräunt. Mit dem eigenhändiger Besitzvermerk der "Jarmila Haasová" auf dem Titel und einer 6-zeiligen Widmung des Autors an dieselbe: "Pro Jarmila H. Auktor. 20. prosince (Berlin) 1922. 27. října 1933 (Brno.)", demnach der Autor das am 20. Dezember 1922 in Berlin gedruckte Buch am 27. Oktober 1933 Jarmila gewidmet wurde, als sich Kisch in Brünn befand. – Beiliegt ein Blatt "Sonderdruck aus Deutsche Literaturzeigung" Jg. 82, Hefte 4 (April 1961) mit einer Rezension von Dieter Schlenstedt, Die Reportage bei Egon Erwin Kisch (Berlin 1959). Oben mit 3-zeiliger eigenhändiger Beischrift von Jarmila Haasová

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Los 3024Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin, 19. Oktober 1925.

Auktion 118

Zuschlag
220€ (US$ 237)

Details

"Ty vošklivej vopicáku Vopic"
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Tvůj Egon". 2 S. 27 x 19,6 cm. Mit eigenhändig adressiertem Kuvert. Berlin, 19. Oktober 1925.
Haupt, Kisch, S. 47f. – Interessanter, langer Brief, der mit einer Beschwerde beginn, dass Jarmila lange nicht geschrieben hatte, in dem er seine Freundin scherzhaft mit einer schönen Alliteration als Du böser affiger 'Affe'" tituliert "Ty vošklivej vopicáku 'Vopic'": "Alle Neuigkeiten von unserer Clique meldet Dir Dien ständiger Berichterstatter sicher zuverlässig ... Daß ich meine zwei Bücher zu einem zusammengefügt und etwa 20 Artikel weggelassen habe, das weißt Du vielleicht schon. Es wird schon gedruckt, - aber ich habe noch immer keinen Titel dafür. Keiner von meinen Vorschlägen gefällt Reiss".

Schon 1914 hatte der Berliner Verleger Erich Reiss (1887-1951) Kischs einzigen Roman Der Mädchenhirt herausgegeben. Mit den meisten seiner Publikationen blieb Kisch seinem Verleger treu. "Polgar ist in Berlin, ich habe mit ihm und Direktor Robert und zwei wunderschönen Mädchen seinen 50. Geburtstag gefeiert. Marku hat ein Buch beim Elena Gottschalk Verlag und eins bei Reiss, - beide kommen vor Weihnachten heraus, das wird ein Fest." Und Kisch endet zärtlich: "... las Dich auf beide Wangen und Deine hübschen Ohren küssen (auf den Mund hat Du es ja nicht gern) und schreib mir sofort einen liebenswürdigen und fröhlichen Brief, damit ich nicht zu Dir kommen und Dich im Berliner Zoo für den Affenkäfig mit der Aufschrift abgeben muß 'Geschenk des Herrn Egon Erwin Kisch' Jarmilinko! Jarmilouše! Jarmiláče! Dein Egon". – Zweifache quergeknickt, gering angestaubt. Umschlag mit gedrucktem Namen Kischs, gerissen.

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Los 3007Kisch, Egon Erwin
17 Originalfotografien aus dreißig Jahren Reportagearbeit

Auktion 118

Zuschlag
5.500€ (US$ 5,914)

Details

Lebensstationen in Originalfotografien
Kisch, Egon Erwin. 17 Originalfotografien aus dreißig Jahren Reportagearbeit von Reisen durch die Kontinente. Zwischen 2,6 x 3,6 und 11 x 14 cm. Eingelegt in modernes Album. Europa, Amerika, Afrika und Asien 1914-1946.
Unveröffentlichte und teils gedruckte Originalabzüge (einige Albumin-, einige Silbergelatine-Abzüge) von Fotografien des "Rasenden Reporters" Egon Erwin Kisch (1885-1948) aus Prag, Berlin, Wien, Madrid, Chicago, Hollywood, Marokko, aus der Sowjetunion, aus China, Mexiko etc. Die Fotos stammen aus dem Kisch-Nachlass der Übersetzerin seiner Reportageromane ins Tschechische, Jarmila Haasová (1896-1990), der Kisch die Fotos wohl über die Jahre schickte, teils mit witzigen Kommentaren und Bezeichnungen in schwarzblauen Tinte verso.
Die aufwendige Bilddokumentation zu Egon Erwin Kisch erstellte Markus G. Patka, Der Rasende Reporter Egon Erwin Kisch. Eine Biographie in Bildern. Mit einem Vorwort von Hellmuth Karasek (Berlin, Aufbau, 1998). Vorhanden sind (die Titelzitate nach Haupt, Briefe an Jarmila, 1998):

1) Kisch mit Bruder Bedřich in k.u.k. Uniform auf dem Wenzelsplatz in Prag (nicht bei Patka)
2) Kisch in k.u. k. Uniform des 11. Ersatzbataillons, Studioaufnahme (Patka 48)
3) Kisch in k.u.k. Uniform auf dem Kasernenhof (nicht bei Patka)
4) Kisch nach Verwundung in Serbien 1914 im Reserve-Spital Prag-Karolinenhof, sitzend auf dem Bett (nicht bei Patka)
5) Kisch nach der Granatverletzung, rauchend im Krankenbett "Verwundet zurück von der Ostfront, Reserve-Spital in Prag-Karolinental" (Fotopostkarte; Patka 40)
6) Beratendes Heereskommando am Tisch mit Karten "In der Kaserne des Prager Hausregiments im Stadtbezirk Smíchov" (Patka 42)
7) Kisch in k.u.k. Uniform, Studioaufnahme (nicht bei Patka)
8) Kisch in k.u.k. Uniform am Moldauufer (nicht bei Patka)
9) Kisch Chicago, am Natursteingeländer des Chicago River, nahe Michigan, Avenue Bridge vor der Skyline 1929 (Patka 120)
10) Kisch vor dem Parlamentsgebäude in Wien, Anfang der 30er Jahre des 20.Jhdts (winziger Abzug; nicht bei Patka)
11) Porträt Kisch mit Zigarette vor seiner Abreise nach Asien 1931 (Patka 120)
12) Kisch als Kämpfer der Internationalen Brigade im Spanischen Bürgerkrieg 1937 (nicht bei Patka, wohl unveröffentlicht, es gibt andere ähnliche Fotos)
13) Kisch in Madrid, in Interbrigadisten-Uniform, mit Ernst Busch, sein Gewehr inspizierend 1937 (nicht bei Patka)
14) Kisch mit Schriftstellerkollegen Erich Weinert und Hans Marchwitza (Reprofoto nach gedruckter Zeitschrift; nicht bei Patka)
15) Kisch in Spanien, mit seinem jüngsten Bruder Bedřich, der im Lazarettort Benicasim der Interbrigaden eine chirurgische Abteilung leitete, 1937 (nicht bei Patka)
16) Kisch in Spanien, in Belchite, Provinz Saragossa, mit dem Schriftsteller-Kollegen Kurt Stern mit nacktem Oberkörper - handschriftlicher Text auf der Rückseite: „Bei Belchite. Aug. 37.“ (großes Foto; nicht bei Patka).
17) Kisch mit Freund als Soldaten, wohl in der Sowjetunion im Schnee (nicht bei Patka). – Kaum Gebrauchsspuren, minimale Fleckchen oder Knicke.

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Los 3026Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin, 17. Dezember 1925

Auktion 118

Zuschlag
190€ (US$ 204)

Details

"Ich küsse Dich, altes Biest, wünsche Dir frohe Weihnachten."
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 1 S. 27 x 19,5 cm. Mit eigenhändig adressiertem Kuvert, beides mit gedrucktem Namenszug. Berlin, 17. Dezember 1925.
Haupt, Kisch, S. 54f. – Kurzer Briefgruß an seine "Liebe Jarmiláče, ich wollte am Dienstag abreisen, aber da ich höre, daß Du am Freitag kommst, verlege ich meine Reise auf Montag, damit ich Dich Affe noch sehen kann ... Hast Du mein Buch mit der Widmung erhalten? Ich küsse Dich, altes Biest, wünsche Dir frohe Weihnachten, gute Reise nach Berlin und viel, viel Glück im neuen Jahr. Dein alter Egonek. In Eile!" – Geknickt, in flüchtigem Duktus ohne Tintentrockner, daher wenige Tintenfleckchen, sehr virtuos beschriebener Umschlag.

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Los 3015Kisch, Egon Erwin
5 Eigenhändige Postkarten an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache

Auktion 118

Zuschlag
600€ (US$ 645)

Details

"Dekuji tickrate za Tvé cigarety! - Danke für Deine Zigaretten"

Kisch, Egon Erwin. 5 eigenhändige Postkarten an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache, alle mit Unterschrift "Egonek". Jeweils ca. 9 x 14 cm. Kopenhagen und Danzig 1924.
Im Frühjahr bereiste Kisch Dänemark und die Stadt Kopenhagen, in der einige Reportagen entstanden (u. a. die im Rasenden Reporter veröffentlichte Reportage Totenfeier in Kopenhagen).
1) Kopenhagen, 29. März      1924. Mit einem Gruß aus Kopenhagen auf einer Porträtpostkarte nach einer Fotografie von Asta Nielsen.
2) Kopenhagen, 7. April 1924, "Ich weiß nicht, ob Dir diese Ansicht gefallen hat, aber hier sende ich Dir noch eine weitere ... Wir haben nichts von Berlin gehört, da Gisl wegen der Hochzeit ihrer Schwester ist..." Fotopostkarte mit Ansicht der "Havneparti" in Kopenhagen.
3) Kopenhagen, 9. April 1924. Auf einer Fotopostkarte Kopenhagen "Højbrodplads". Erwähnt die Affaire um den Obersten Alfred Redl (1864-1913), die er 1924 in seinem Buch Der Fall des Generalstabschefs Redl herausgebracht hatte. "Den Brief vom 15. habe ich in Berlin selbst in den Kasten geworfen!"
4) Kopenhagen, 17. April 1924. "Dekuji tínckrate za Tvé cigarety! a také za tvůj list, - ačkoliv byl bohuzel trpky..." ("Vielen Dank für Deine Zigaretten! und auch für Deinen Brief, - obwohl er leider traurig war ..." Auf einer Fotopostkarte "Kvæsthusbroen".
5) Danzig, 11. Juli 1924. "V Gvansku, Ačkoliv bndu dříve v Berlíne, nez ténto list" ("Aus Danzig, obwohl ich vorher noch in Berlin war, ungeachtet Deines Briefes..."). Auf einer witzigen Postkarte einer "Polizeifachausstellung" in Zippot, Freie Stadt Danzig 13.13. Juli 1924".

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Los 3029Kisch, Egon Erwin
5 eigenhändige Postkarten von Reisen Afrika, Italien

Auktion 118

Zuschlag
500€ (US$ 538)

Details

Aus Frankreich, Afrika und Italien, mit Zeichnung. - "Hier war alles billiger und ich hatte mehr Ruhe zum Arbeiten".
Kisch, Egon Erwin. 6 eigenhändige Postkarten des Jahres 1926 an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache, mit Unterschrift "Egonek". Jeweils 9 x 14 cm. Marseille, Algier, Biskra, Tunis, Cagliari, Rom 1926-1927
Das Jahr 1927 war wiederum von zahlreichen Reisen geprägte, nach Asien wandte sich Kisch zunächst im Dezember 1926 nach Südfrankreich, von wo er nach Algerien und Tunesien übersetzte und dann quer über das Mittelmeer Sardinien erreichte, von wo er über Rom wieder nach Berlin reiste.

1) Marseille, Frankreich, 31. Dezember 1926. Begeisterte Karte aus der südfranzösischen Hafenstadt: "Ich bin sicher, dass ganz Marseille Dich lieben würde. Mein liebes Äffchen, auch ich mag dich immer noch, obwohl ich nicht glaube, dass Bornstein von Forbath. Erwähnt seine Kollegen Joseph Bornstein (1899-1952) und Imre Forbath (1898-1967). Das Foto zeigt "Maresille - Bassin de carénage et pont transbordeur".

2) Algier, Algerien, 7. Januar 1927. Die hübsche Fotokarte zeigt "Algier - Dans la Vieille Ville. La Rue Porte-Neuve". "Mein liebes Äffchen, ich bin in Algier, es ist ein herrlicher Frühling, aber ich weiß nicht, was ich darüber schreiben soll ...".

3) Biskra, Algerien, 27. Januar 1927. Ebenfalls auf einer Fotopostkarte mit einer Straßenszene "Biskra - Rue des Ouleds-Nails". "Ich wälze mich im der Saharasand, in den ich versunken bin ( die , die 'Nonne' auf dem Bild ist eine arabische Yoshiwara (jap. für Prostituierte). Ich bin hier mit einem Tschechen aus Lomnice zusammen, der mich zu einem "Aschenputtel-Essen" eingeladen hat".

4) Tunis, Tunesien, 12. Februar 1927. "Vop., je na čase abych Ti zase nějaký listek postal ..." - "Äffchen, es ist mal wieder an der Zeit, Dir eine Nachricht zu senden, bevor ich Afrika verlasse und nach Sardinien und dann nach Rom reise [in Deutsch:] (so lange der Vorrat reicht!). Ich will nicht so sehr nach Berlin, - hier war alles billiger und ich hatte mehr Ruhe zum Arbeiten. Aber es muss gehen, Max H. wartet. Wie geht es Dir? Und wann werden wir uns wiedersehen? Wirst Du im Winter in Berlin sein? Grüße an Forbath und Schornstein". Gemeint ist der Kommunist Max Hoelz (1889-1933), dann die Jounalistenkollegen Imre Forbáth (gest. 1967) und Joseph Bornstein (1899-1952), für die Kisch Texte schrieb. Auf einer Fotopostkarte mit einem "Jeune arabe".

5) Cagliari, Sardinien, 15. Februar 1927. Mit Ansicht der "Bastione S. Remy". "Liebe Jarmila, dein freundliches Telegramm hat mich sehr berührt - ich habe es im Moment meiner Abreise erhalten. Ich bin noch nicht ganz wiederr in Europa, aber in einer Woche werde ich in Berlin sein, und Max H. muss nicht mehr ungeduldig (netrpĕlivý) sein. Herzlichen Glückwunsch an Dr. Forbath, ich wünsche ihm, dass er bald der Chef der Kriminalmedizin in unserem Lande wird."

Kisch arbeitete an der Herausgabe der Briefe aus dem Zuchthaus von Max Hoelz, die 1927 im Erich Reiss Verlag in Berlin erscheinen sollten. Der revolutionäre Arbeiterführer hatte 1920 "im Vogtland den bewaffneten Kampf gegen den Kappp-Putsch [organisiert], im mitteldeutschen Aufstand 1921 war er ein prominenter Führer der bewaffneten Arbeitergruppen. Von einem Sondergericht ist er 1921 auf Grundlage einer fingierten Mordanklage zu einer lebenslänglichen Zuchthaussrafe verurteilt worden. Kisch setzte sich mit andren Persönlichkeiten energisch für seinen Freilassung ein ... Im Frühjahr 1928 erschien im Mopr Verlag, Berlin, von Kisch die Broschüre Sieben Jahre Justizskandal Max Hoelz. Im Rahmen einer allgemeinen Amnestie wurde Hoelz 1928 freigelassen; Kisch holte ihm am 18. Juli aus dem Gefängnis Sonnenburg ab. Hoelz ging später in die Sowjetunion und kam dort unter myssteriösen Umständen ums Leben" (Haupt S. 277).

6) Rom, Italien, 19. Februar 1927. Ein Gruß aus Rom auf einer Bildpostkarte mit Ansicht aus der Engelsburg, zunächst mit grüner Tinte, da der Füller aber versagte, dann aber weiter in Sepiatinte: "Vorgestern habe ich mit Dir in Sardinien gespeist, die Musik Deines Telegramms klingt mir immer noch süß ... Liebe Dich Affe, Egonek". Darunter noch ein amüsanter Zusatz: "Verdammter Stift, ich male lieber mit ihm!". Dann folgt ein kleine witzige Federzeichnung Kisch mit Hut und großer Tasche mit seinen Manuskripten, der auf das Schild "Berlin" zuzetzt und daneben "Vž to trochn piše" (etwa "Schreib es auf."). – Leichte Gebrauchsspuren, stellenweise fleckig. Alle Karten mit Briefmarken und Stempeln, postalisch gelaufen.

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Los 3002Kisch, Egon Erwin
Vom Blütenzweig der Jugend. Gedichte

Auktion 118

Zuschlag
950€ (US$ 1,022)

Details

"Dieses Quatschbuch gebe ich der Jarmila" - Seltenes Erstlingswerk, bei dem aus Egon Kisch der Egon Erwin wurde
Kisch, Egon Erwin. Vom Blütenzweig der Jugend. Gedichte. IV, 72 S. 18,5 x 11,8 cm. OBroschur (fehlender Rücken mit Klebstreifen, kleine Ausbrüche). Dresden, E. Person, 1905.
Probedruck als Satz- und Rezensionsexemplar der geplanten Erstausgabe der Jugendgedichte von Egon Erwin Kisch, ein Bändchen vornehmlich von glühenden Liebesgedichten: "Was ich heute fand", "Die Liebe singt", "Eitelkeit", "Liebeswirkung", "Schwanengesang", "Im Straßenstaub", "Lied des Päderasten", "Der Kuß beim Pfänderspiel", "Am Grab einer Dirne", "Lotterleben", "Lied und Liebe" und vieles andere, das jedes erdenkliche Klischee der Liebe bedient und mehr für die feurige Energie des Autors als von seinem Genie zeugt, wie er selbst in seiner Widmung zugibt.

Antwort
Ein wildes Weh tat mich erfassen:
Drum rief ich ahnend in den Wald:
"Kann ich mich auf mein Lieb verlassen?"
"Verlassen!" dumpf das Echo schallt.

Wenn auch fast satzfertig, wurde das Buch, bei dessen Publikation Kischs Mutter finanziell half, dann wohl nur in wenigen Probeandrucken und einer minimalen Auflage gefertigt, es ist jedenfalls bibliographisch nicht in öffentlichen Bibliotheken oder im Handel nachweisbar. Erstmals erscheint hier der Namen "Egon Kisch" um das "Erwin" erweitert, das der Schriftsteller und Publizist bei allen folgenden Veröffentlichungen beibehalten sollte.

Es handelt sich um ein Rezensionsexemplar, wohl einen Vordruck noch mit Satzfehlern, wie beispielsweise in dem Gedicht "Antwort", wo es gedruckt in der letzten Zeile heißt: "'Verlassen!' dumpfa ds [!] Echo schallt." – Leicht fleckig, Bindung lose, Block vom Einband gelöst. Oben auf dem Titel mit Bleistift als "Rez.-Ex." gekennzeichnet. Datunter in Tinte die 7-zeilige Widmung "Dieses Quatschbuch gebe ich der Jarmila, die schon einmal ein Exemplar davon besaß und es verloren hat, unter der alten Bedingung: es niemandem zu zeigen. Herzlichst Der (leider) Autor. Prag, 32 Jahre später". - Kein Exemplar in der Deutschen Nationalbibliothek, weltweit keines über den KVK und den Worldcat nachzuweisen.

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Los 3032Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin, 14. März 1927

Auktion 118

Zuschlag
160€ (US$ 172)

Details

Gerichtsverhandlung Paul Levis gegen den Völkischen Beobachter
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 2 S. 28 x 22 cm. Berlin, 14. März 1927.
Haupt, Kisch, S. 54f. – Eiliger Brief, in dem Kisch von seinen zahlreichen Tätigkeiten, von "Arbeit und Affären" berichtet und die Verhandlung um Paul Levi erwähnt, den das rechtsnationale Blatt Völkischer Beobachter als Verräter und "modernen Judas" diffamierte und den Fall vor Gericht brachte. Paul Levi (1883-1930) war Jurist und linkssozialistischer Politiker, Mitbegründer der KPD, zwischen 1919 bis 1921 deren Vorsitzender Mitglied des Reichstages sowie als Berichterstatter des demokratischen Blattes 'Vorwärts' auch Kollege Egon Erwin Kischs.

"Liebe Jarmiáčku, ich schreibe Dir in großer Eile, - ich kann Bornstein nicht fassen, weil heute die Gerichtsverhandlung Paul Levis gegen den Völkischen Beobachter ist ... Ich muß abfahren, ich habe eine eilige Arbeit, drei Bücher bis zum 15. April, ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht, deshalb will ich mich irgendwo außerhalb von Berlin niederlassen ... Ich danke Dir für Deine wunderbaren Briefe, Du weißt sicher, daß ich mich hier vor Arbeit und Affären zerreißen könnte und daß ich nicht dazu komme, zu antworten...". – Gut erhalten, geknickt.

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Los 3017Kisch, Egon Erwin
Brief. Brünn, 24. Oktober 1923

Auktion 118

Zuschlag
360€ (US$ 387)

Details

"Griffiths Film 'A broken flower' im Tauentzienpalast"
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonka". 3 S. 20 x 15,4 cm. Mit eigenhändigem beschrifteten Kuvert. 12,5 x 15,4 cm. Berlin, 15. März 1924.
Haupt, Kisch, S. 37f. – Inhaltsreicher Brief, indem er von seinen Erlebnissen in Berlin berichtet, wobei er den Publizisten Willy Haas (den Jarmila 1921 heimlich geheiratet hatte, eine Ehe, die aber wohl nicht länger als ein Jahr hielt), den Komponisten Hans Krása und seine zum Bühnenstück bearbeitete berühmte Reportage über den "Fall des Generalstabschefs Redl" erwähnt, die im Theater Lucerna am Wenzelsplatz gegeben wurde.

"Jarmillininko vȗljs Vopic [Prager Jargon von opice = Affe, Äffchen]", also etwa "Jarmilchen, genannt Affe, sieh mal, was für ein Goldjunge ich doch bin, ich schreibe Dir sofort, obwohl ich Deinen Brief gerade vor einer halben Stunde erhalten habe, obwohl ich heute auf der Generalprobe von 'Ihre Pastorin' in der Staatsoper gehockt habe [...] Aber wie bist Du? Dumm! Und warum? Weil Du krank bist [...] Ich kann mir zwar nicht vorstellen, daß Du überhaupt nicht rauchst, aber ich hoffe, daß Du wenigstens vernünftig bist und auf Dich acht gibst. Ja? Wenn nicht, dann setzt es etwas [...] Gestern war ich mit Bornstein zur Premiere von Griffiths Film 'A broken flower' im Tauentzienpalast, Willy [Haas] war auch da, (mit Rosen), der total begeistert war. Mir war es zu rührselig ... Ansonsten sitzen wir in Collins Café [...] Am Mittwoch früh fahre ich nach Kopenhagen".

Kisch berichtet von seinen Reportagen und deren Effekt auf seinen Freund, den Journalistenkollegen Joseph Bornstein (1899 -1952), er erwähnt den tschechischen Komponisten Hans Krása (1899-1944) und - als bekenndender Schwerenöter - dass nur eine interessante Frau im Café saß: "Vorgestern habe ich Bornstein auf seine Bitte 'Salzburg...' erzählt [eine Episode aus Kischs 'Marktplatz der Sensationen']; (er kanntes es noch nicht!), er brüllte geradezu vor Lachen über die ganze Straße. Deine Bücher sind vollkommen in Ordnung. Dein Hans Krása ist hier, er hat eine Darmkrankheit und wird in einem Sanatorium behandelt. Inge Schönberg ist die einzige Frau im Café, die mir gefällt".

Seine eigene schriftstellerische Tätigkeit werden ebenso genannt wie die andererer bedeutender Autoren, Schriftsteller, Dichter und Publizisten, Journalisten und Kritiker, darunter Yvan Goll (1891-1950), der österreicher Theaterkritiker Stefan Großmann (1875-1935), Marcel Proust (1871-1922), der Soziologe und Publizist Leopold Schwarzschild (1891-1950) oder der Literaturhistoriker Paul Wiegler (1878-1949).

"Ich werde mit der Bearbeitung meines Prager Buches fertig [...] Von Wiegler erschien bei Rowohlt die Novelle 'Drei Frauen' [...] Schwarzschild und Grossmann werden eine Tageszeiung herausgeben. Dei 'Schmiede' erscheint in deutsch Marcel Proust. Kürzlich war Ivan Goll aus Papris heir und schickte Devětsil eine Ansichtskarte". Die "Neunkräfte" Devětsil war eine Vereinigung bedeutender tschechischer Avantgardekünstler der Zwischenkriegszeit. – Auf dem Briefpapier mit Versaldruck "EGON ERWIN KISCH" und auf dem Umschlag der Absender: "Kisch W30 Hohenstaufenstr. 36". Knickspuren, Umschlag mit Rissen, minimal gebräunt.

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Los 3034Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Buckow, 31. März 1927

Auktion 118

Zuschlag
300€ (US$ 323)

Details

"Das ist eine großartige Sache, für die Geschichte des Sozialismus in der Tschechoslowakei"
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer und deutscher Sprache mit Unterschrift "Egonek". 2 S. 28,5 x 22,5 cm. Buckow, 31. März 1927.
Haupt, Kisch, S. 55f. – Mit seiner Sekretärin und Geliebten, Gisela 'Gisl' Lyner hatte sich Kisch am 23. März 1927 in die Pension 'Weiße Taube' nach Bollersdorf am Schermützelsee bei Buckow in der Märkischen Schweiz begeben, um vier große Publikationen fertigzustellen. So gilt 1927 als das furchtbarste Jahr des Autors mit den Reportageromanen Zaren, Popen, Bolschwiken (Berlin, Erich Reiss, 1927), Kriminalistisches Tagebuch (Berlin, Die Schmiede, 1927), Wagnisse in aller Welt (Berlin, Universum, 1927) sowie mit den Briefen aus dem Zuchthaus von dem Kommunisten und Schriftsteller Max Hoelz (1889-1933), die Kisch mit einem Nachwort herausgab.

Kisch bittet Jarmila, nach Buckow zu kommen, um sich zu erholen. "Affe, Äffchen ... Nächste Woche mußt Du den Brief von Max Hoelz haben, damit die Genossen vom Rudé Právo'ihn in die Nummer vom 15. April aufnehmen ... Das ist eine großartige Sache, für die Geschichte des Sozialismus in der Tschechoslowakei wichtig ... Ich küsse Dich, Jarmilininko Jarmilinkovič, wenn Du hier wärst, würde ich Dich immerfort in die Sonne jagen: [dann in Deutsch] 'Marsch auf den Balkon!' Egonek". – Mit mehreren eigenen Korrekturen, Ausbesserungen, Durchstreichungen. Geknickt. – Beiliegt ein ausführlicher Brief von Kischs Sekretärin an Jarmila Haasová, in der diese von der harten und emsigen Arbeit an den Büchern Kischs berichtet: Gisela Lyner. Masch. Brief an Jarmila Haasová in deutscher Sprache mit Unterschrift "Gisl". 2 1/4 S. 28,3 x 22 cm. Mit masch. adressiertem Kuvert. Buckow, 31. März 1927. - "Liebste Jarmila, so einfach ist das nicht, hier einen Brief zu schreiben. Seit zehn Tagen sind wir hier, und gestern abends bin ich erst mit den Korrekturen zu dem Russlandbuch [d. i. Zaren, Popen, Bolschewiken] fertig geworden; wir haben die ganze Zeit ununterbrochen daran gearbeitet, ich weiss nicht einmal wie Buckow aussieht, weil ich noch nicht einmal eine halbe Stunde spazieren war.

Jetzt fangen wir mit dem Buch [Wagnisse in aller Welt] für Münzenberg an, aber der Egonek weiss nocht nicht, was er hineingeben soll, dabei eilt die Sache sehr, dennn es muss unbedingt am 15. April fix und fertig sein, er hat alle seine Ehrenwörter gegeben, ausserdem soll bis dahin auch noch das Max H.-Buch [Briefe aus dem Zuchthaus] fertig sein, mindestens hundert schrecklich lange Briefe sind dafür abzuschreiben, durchzusehen und eine Einleitung muss der Egonek dazu machen. Ich werde schon verrückt, wenn ich nur an all die Sachen denke, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass wir damit fertig werden.

Zu all dem habe ich noch gestern einen Brief vom Universum-Verlag (das ist der von Münzenberg) bekommen, sie wollen jetzt auch gleich den 'Vorfrühling' herausbringen, dabei haben die Schweine den ganzen dritten Teil (150 Maschinenseiten) verloren, das soll ich also auch noch abschreiben, und selbstverständlich müsste ich das ganze Buch noch einmal durcharbeiten, aber ich weiss bei Gott nicht, wie ich es machen soll. Am Abend seh ich gar nichts mehr, weil meine Augen so überanstrengt sind, Zeitung kann ich fast überhaupt nicht mehr lesen, weil sie so klein gedruckt sind. Mit einem Wort, ich bin ein vollständiger Krüppel...".

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Los 3009Kisch, Egon Erwin
Soldat im Prager Korps. Widmungsexemplar

Auktion 118

Zuschlag
1.300€ (US$ 1,398)

Details

Tagebuch des "unfreiwilligen" Helden an der serbischen Front
Kisch, Egon Erwin. Soldat im Prager Korps. 316 S. 2 Bl. 19 x 12,4 cm. OHalbleinen (minimal berieben) mit rot geprägtem Titel auf Rücken und VDeckel (Einbandzeichnung von Hugo Steiner-Prag). Leipzig und Prag, K. André, 1922.
Melzwig 345.1. – Erste Ausgabe des Kriegstagebuchs aus dem Ersten Weltkrieg, für den sich Kisch freiwillig gemeldet hatte. Zunächst hatte er dem "Infanterieregiment 11" im südböhmischen Písek angehört und war dann zum berühmten VIII., dem sog. "Prager Korps" vorgestoßen, das 1914 den ersten Feldzug gegen Serbien bestritt, direkt nach dem Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger (am 28. Juni 1914; Kisch war 31. Juli eingerückt und diente als Korporal). In seinem Tagebuch schildert er den Feldzug, die verlustreiche Schlacht an der Drina. In den Kapiteln "Winter in totem Land", "Flucht aus Serbien", "Auf österreichischem Boden" und "Verwundung, Heimfahrt" schildert Kisch die Verlegung seines Korps an die russische Front. Im Februar 1915 und seine schwere Verwundung am 18. März. Besonders packend sind seine detailreichen Schilderungen des täglichen Lebens als Soldat, der Fährnisse und auch der heiteren Erlebnisse. Seine Verwundung, die er in einem Prager Krankenhaus kurierte, trug ihm die Entlassung aus dem aktiven Militärdienst als "felddienstuntauglich" ein.

Der Text "Soldat im Prager Korps" wurde dann 1930 noch einmal unter dem geänderten Titel "Schreib das auf, Kisch!" (Berlin, Erich Reiss, 1930) herausgegeben (siehe Katalog-Nr. 2855). – Nur geringe Gebrauchsspuren. Titel mit 7-zeiliger Widmung in Schönschrift: "Liebe Frau Jarmila, ich gebe Dir dieses Buch, das aus einer Welt kommt, die Dich nicht kümmert, mit dem Wunsche, daß es Dich um des (unfreiwilligen) Helden willen interessieren möge. Egon Erwin Kisch. Berlin, 16. Okt. 1922".

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Los 3037Kisch, Egon Erwin
Wagnisse in aller Welt. Berlin 1927

Auktion 118

Zuschlag
160€ (US$ 172)

Details

Illustriert von Rudolf Schlichter
Kisch, Egon Erwin. Wagnisse in aller Welt. 320 S. Mit 12 Illustrationen nach Federzeichnungen von Rudolf Schlichter. 18,6 x 12,4 cm. Ziegelorangefarbenes OLeinen mit goldgeprägtem Rücken und VDeckeltitel (kleine Gelenkschäden, etwas abgegriffen, Gebrauchsspuren, winziger Tintenfleck im Schnitt). Berlin 1927.
Universum Jahresreihe 1927, Band II. Melzwig 350.1. – Erste Ausgabe. 27 Reportagen von Egon Erwin Kisch nach Erlebnissen, die den Rasenden Reporter kreuz und quer durch die Kontinente führte: Ritt durch die Wüste und über den Schott; Massaker am Fluß; Schwefelbad in Grusien; Auf der Reeperbahn von Rotterdam; Justiz gegen Eingeborene; Verwundung; Silversternacht in Marseille; Käsemarkt zu Alkmaar; Chinesenstadt; Vatikan in der Sahara; Westfront 1918; Der, der das Radio sieht; Die Kasbah von Algier; Ein Vormittag zwischen Persien und Rußland; Die tunesischen Juden von Tunis; Polizeischikanen in Sardien ... – Arbeitsexemplar der Jarmila Haasová mit zahlreichen Bleistiftanstreichungen, kleinen Übersetzungseinträgen, Frage- und Ausrufszeichen, Unterstreichungen etc. auf dem Titel "Štástnou čestu Jarmilko a přid brzo zpět . Tvůj Egon Erwin, Na Tauentzienstraße 17. červen" ("Gute Reise Jarmilka und kommen Sie bald wieder. Ihr Egon Erwin, Tauentzienstraße 17. Juni").

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Los 3020Kisch, Egon Erwin
Eigenhändiger Brief. Berlin, 28. Februar 1925

Auktion 118

Zuschlag
500€ (US$ 538)

Details

Über Jaroslav Hašeks "Schwejk" - und die Politik
Kisch, Egon Erwin. Eigenhändiger Brief an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache mit Unterschrift "Egonek". 2 S. 28 x 21 cm. Mit eigenhändig adressiertem Kuvert 12,5 x 15,5 cm. "V Berlíně, dne posledního února" ("am letzten Februartag"). Berlin, 28. Februar 1925.
Haupt, Kisch, S. 43ff. – Besonders umfangreicher, ausführlicher Brief auf 'neuem' Briefpapier mit dem gedruckten Namen in Versalien "EGON ERWIN KISCH", in dem es viel um die Übersetzungen seiner Reportagen ins Tschechische geht, wobei immer wieder Jaroslav Hašek und sein Roman Schwejk als Vorbild erwähnt wird. Kisch berichtet von den Schwierigkeiten, den Verlegern Jarmila als seine Übersetzerin zu empfehlen. Konkret geht es um die Ablehnung von dem Prager Verlag des Karel Synek (1896-1943):

"Lieber Affe, ich schreibe Dir auf dem ersten Blatt von meinem neuen Papier ... Auf meinen Brief hat mir Synek geantwortet, daß unsere Übersetzung Herrn Mayer nicht gefallen hat, 'daß sie keinen Witz hat (!) und er einer Frau, die nicht im Krieg war, nicht vertraut und einen anderen Übersetzer empfiehlt, den er auch einen Teil des Schwejk hat überrsetzen lassen. Zwischen diesen beiden Übersetzungen wird von mir (Synek) und den Hinterbliebenen Hašeks (!) entschieden, welche Übersetzung die bessere ist und wem dann die ganze Arbeit übergeben wird. Ich versichere Ihnen, daß ich das größte Interesse daran habe, daß das wirklich eine hervorragende Sache wird, und wenn es möglich ist (!), daß die Arbeit an Frau Haas geht, die mich wirklich für sich eingenommen hat, und in meiner Macht liegt, werde ich tun ...". Kisch hatte Jarmila für die Übersetzung der Abenteuer des braven Soldaten Schwejk ('Osudy dobrého vojáka Švejka za světové války') aus dem Tschechischen ins Deutsche vorgeschlagen.

Kisch zitiert weiter Synek "Der Mitteilung von Herrn Mayer zufolge, hätte er keine Einwände für den Fall, daß Sie sich verpflichteten, den Schwejk selbst zu übersetzen, aber Sie haben dazu leider keine Lust und keine Zeit ... Ich habe natürlich nicht geantwortet, nur Laurins habe ich geschrieben, damit sie Synek eventuell sagen, welche Schweinerei die Erben mit Hašeks Werk vorhaben. Synek hat mir am Anfang seines Briefes geschrieben, daß ihm Deine Übersetzung gefällt".

Es folgen einige interessante Passage über die Politik und die Kommunistische Partei, "Der Zerfall in der Partei interessiert mich sehr und jegliche private Nachrichten. Obwohl Du eine alte Linke bist, glaube ich trotzdem, daß Du erkennst, daß es nicht um verschiedene Ansichten geht, sonder um persönliche Dinge, um den Einfluß Béla Kuns, um Seidler und andere ungarische Liebediener...". Gemeint ist der unter dem Pseudonym Béla Kun schreibende ungarischer Journalist und Politiker Emmerich Schwarz (1886-1938).

Weiter über Ferda Mestak, über den Kisch sein Theaterstück 'Dramaturgie des Flohtheaters' geschrieben hatte: "... es kam auch in 'M.M.' (anonym) und 'Rote Fahne' und die gessamte kommunistische Presse hat es abgedruckt ... 'Redl' hat größeren Erfolg und mehr Kritiken als 'Rasender Reporter'! Das ärgert mich ein bißchen, mir wäre es lieber, wenn er 'Reporter' nicht bei 10 Tausend völlig stehenblieb". Schon im ersten Erscheinungsjahr war der Reportageroman bei Erich Reiss in 10.000 Exemplaren aufgelegt worden. – Knickspuren.

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Los 3001Kisch, Egon Erwin
Identitätskarte Egon Erwin Kisch, Kriegspressequartier

Auktion 118

Zuschlag
3.200€ (US$ 3,441)

Details

Die "harte Diktatur über das Geistesleben der Monarchie"
Kisch, Egon Erwin. Identitätskarte Egon Erwin Kisch Kriegspressequartier. 4 S. Mit einmontierter Porträtfotografie 11,5 x 7 cm. Wien, 1. September 1917.
Der Presseausweis für die Berichterstattung auf den Schlachtfeldern im Ersten Weltkrieg, an dem Kisch als Reporter tätig war. Das Bild zeigt den jungen Reserveleutnant - wie sollte es anders sein - mit Zigarette.

Kisch berichtet in seiner Reportage Kriegspropaganda und ihr Widerspiel: "In Wien war der Standort des k. u. k. Kriegspressequartiers - wohlgemerkt: nur der Standort. Das Kriegspressequartier war überall, seine 'Berichterstatter-Gruppe war in der Etappe, sein Fronttheater fuhr die Fronten entlang, seine Künstlergruppe malte Heldenportäts der Generäle, während die Lichtbild-Gruppe sie nur photographierte, und die Kinogruppe filmte die großen Herren, um sie den kleinen Männern vorzuführen. Überall übte diese militärische Propagandastelle eine harte Diktatur über das Geistesleben der Monarchie aus ...!

"Identitätskarte N. 528. Charge: k. u. k. Lt. i. d. Res. Name: Egon Erwin Kisch. Truppenkörper: k. u. k. J. R. No. 11. Eingeteilt: k. u. k. Kriegspressequartier. Datum: 1. September 1917". Mit Unterschrift und Stempel des "Platzkommandanten" (abgebildet bei Patka-Karasek, S. 60). Ferner liegt bei:

Egon Erwin Kisch als einjährig Freiwilliger. Originale Fotopostkarte, die den jungen Egon Erwin Kisch in Uniform im Jahre 1904 zeigt (abgebildet bei Haupt S. 58). 13,5 x 8,5 cm. Verso mit hs. Text in Bleistift von verschieden Händen. – Wenige Gebrauchsspuren, gut erhalten.

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Los 3005Kisch, Egon Erwin
Prager Kinder.

Auktion 118

Zuschlag
300€ (US$ 323)

Details

"Übersetzen Sie das nicht, Jarmilka!"
Kisch, Egon Erwin. Prager Kinder. 146 S., 1Bl. 21 x 14 cm. OBroschur (mit Läsuren, Rücken teils abgeblättert und geklebt, angestaubt, Gebrauchsspuren). Prag, A. Haase, o. J. (um 1913).
Nicht bei Melzwig (vgl. 343.2). – Erste Ausgabe. Reportageroman mit den Erzählungen Die Bottisch-Elli; Aus der Praxis des alten Lederer; Waffenübung; Szenen aus Spelunken; Die Braut; Weihnachten im Gerichtsgefängnis und vieles mehr. Frühe Veröffentlichung Kischs, die wohl im selben Jahr eine zweite, satzgleiche Auflage erfuhr. – Arbeitsexemplar der Übersetzerin Jarmila Haasová mit deren Bleistiftanstreichungen, sonst unbeschnittenes, sauberes Exemplar mit nur wenigen Einrissen. Titel mit Widmung spaßigen Widmung als Bitte "Übersetzen Sie das nicht, Jarmilka!": "Neprekladej to, Jarmilko! Egon Erwin Kisch 8./12. 1929".

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Los 3010Kisch, Egon Erwin
3 eigenhändige Postkarten an Willy Haas und Jarmila Haasová

Auktion 118

Zuschlag
500€ (US$ 538)

Details

"Die Jarmila trinkt Salmiak, - damit ihr die Mücken nicht in den Magen kriechen."

Kisch, Egon Erwin. 3 eigenhändige Postkarten an Willy Haas und Jarmila Haasová in deutscher und tschechischer Sprache, mit Unterschrift "Egonek", "Egon Erwin" und "Egon Erwin Kisch". Jeweils ca. 9 x 14 cm. Berlin, Swinemünde und Graz 1922.
1) Berlin, 19. Juni 1922 auf einer Fotopostkarte "Hirschgehege - Zoologischer Garten Berlin", adressiert an den Publizisten und Filmkritiker Willy Haas (1891-1973), der von 1919 bis 1921 mit der Übersetzerin Jarmila Ambrozova, "Haasová" verheiratet war. Mit einem kurzen Gruß in Bleistift "Jarmila - Egon Erwin Kisch vor dem Affenkäfig!"

2) Swinemünde 12. August 1922. "Die Jarmila trinkt Salmiak, - damit ihr die Mücken nicht in den Magen kriechen. Bestens Egon Erwin. Herzlichen Gruß von den Mücken!" Mit weiteren Beischriften in Tinte und Blei, tschechisch und deutsch: "Müsch jeht die Geschichte nichts an, ich fahr weg - Helene Kraus". Verso auf der Bildseite "Conditorei - Café Nohr, Ostseebad Swinemünde" mit Bleistift: "Herzl. Grüße ... Dora Fuchs".

3) Graz 30. November 1923. An "Frau Jarmila Haas Berlin-Chlbg. Mommsenstraße 65", tschechisch: "Milá Jarmilinco". Kisch bedauert, sie nicht angetroffen zu haben, kündigt aber an, dass er aber morgen um 8 Uhr bei "Piccave ú Goldschmieda" sein wird (?). Er erwähnt eine Grazer Premiere und bedauert, dass sie, Willy (Haas) und (Joseph) Bornstein nicht dabei sein können. Joseph Bornstein (1899-1952) war ein Kollege und Bekannter Kischs. Auf einer Farbpostkarte mit einer Ansicht des Bahnhofs Graz. – Gering abgegriffen, gebräunt.

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Los 3021Kisch, Egon Erwin
4 eigenhändige Postkarten des Jahres 1925

Auktion 118

Zuschlag
280€ (US$ 301)

Details

"Hier ist's scheusslich! Viele Grüße Gisl"

Kisch, Egon Erwin. 4 eigenhändige Postkarten des Jahres 1925 an Jarmila Haasová in tschechischer Sprache, mit Unterschrift "Egonek". Jeweils 9 x 14 cm. Hamburg, Leipzig, Meißen, Neustrelitz 1925.
Meist mit "Líbá Tě Egonek" ("ich liebe Dich, ich küsse Dich, in Liebe") unterschriebene Postkarten von Kisch, die er seiner geliebten Übersetzerin und Freundin Jarmila Haasová aus verschiedenen Orten schickte - und schon hier zeigen, wie viel der "Rasende Reporter" in Europa herumreiste.

1) Hamburg, 26. Januar 1925. "Ich denke hier viel an Dich ... wo nur finde ich Prag in Hamburg?" "Líbá Tě Egonek". Bildpostkarte in Originalfotografie vom Hamburger Hafen.

2) Leipzig, 14. Februar 1925. Auf eindrucksvoller Luftansicht des Leipziger Hauptbahnhofs als Heliogravüre. Kisch fragt, ob Jarmile einen Artikel von Bornstein bekommen hat. Joseph Bornstein (1899-1952) war ein in Krakau gebürtiger Jorunalist, der zu den engsten Kontakten Kischs gehörte.

3) Meißen, 3. April 1925. Ein herzlicher Gruß "V Míšeňyko, dne 3. dubna 1925". Auf einer Karte von "Meißen mit Kgl. Albrechtsburg", die ihn an den Hradschin in Prag erinnert: "Vzpomínám na Hradčany. Dostala si můj dopú? ... " - "Das erinnert mich an den Hradschin. Hast du meine Nachricht erhalten? Ich fahre zurück nach Berlin".

4) Neustrelitz, 12. August 1925. Eine Fotopostkarte mit der "Höheren Mädchenschule" in Neustrelitz mit einem herzlichen Gruß: "Ich werde dir sagen, wo Du unterkommen kannst, damit du wieder herkommen kannst". Mit einem Gruß von Gisela Lyner: "Hier ist's scheusslich! Viele Grüße Gisl". – Leichte Gebrauchsspuren. – Beiliegt eine weitere unbeschriebene Postkarte in Kolordruck mit Ansicht des Marktes von "Cüstrin-A".

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Los 3041Kisch, Egon Erwin
Reise als Leichtmatrose auf der "Jefferson Myers". 17 Originalfotografien

Auktion 118

Zuschlag
1.500€ (US$ 1,613)

Details

"Auf dem Bootsmannstuhl sitzend, wird man den Mast emporgezogen" - "Auch die Trossen muß Egonek teeren."
Kisch, Egon Erwin. Reise als Leichtmatrose auf der Jefferson Myers. 17 Originalfotografien zwischen 9 x 6,3 und 7 x 11 cm sowie 1 Bl. "Certificate of Discharge" 7,8 x 15 cm. Eingelegt in modernes Album. Baltimore, Panama, Los Angeles, Atlantik, Pazifik 1929.
Bilddokumentation in originalen Kleinformat-Fotoabzügen, teilweise unveröffentlicht aus dem Kisch-Nachlass der Jarmila Haasová. Am 10. Januar 1929 hatte sich Kisch in Baltimore als Leichtmatrose auf dem Frachtschiff "Jefferson Mysers" für eine Fahrt durch den Panamakanal nach San Pedro und Los Angeles eingeschifft, wo er u. a. mit Charlie Chaplin und Upton Sinclair verabredet war. Von diesem Abenteuer berichtet er in seiner Reportage Als Leichtmatrose nach Kalifornien, den er dann in dem Band Paradies Amerika (Berlin 1930) veröffentlichte: "Von acht Uhr morgens bis vier Uhr nachmittags ist daywork. Auf dem Bootsmannstuhl sitzend, wird man den Mast emporgezogen, oben macht man sich das Brett mit einem Knoten fest; dem Knoten vertraute ich anfangs wenig und war allzeit bereit, wenn er sich lösen sollte, mich mit den Händen am Tau zu fangen und festzuhalten. Schließlich lernt man es aber, auch an den selbstgeschürzten Knoten zu glauben..." (GW V. 79).

Alle Fotos (ein Abzug ist doppelt vorhanden) sind verso eigenhändig in Kischs charaktervoller Hand mit seiner typischen schwarzblauen Tinte bezeichnet:

1. An Deck mit Zigarette: "Nächtliche Wache unseres Leichtmatrosen."
2. An Deck mit Pinsel: "Unser Leichtmatrose streicht den Windfang,"
3. Am Mast: "Start zum Erklettern des Mastes."
4. An Deck: "Kisch am Ankerspind."
5. Auf dem Mastbaum: "Auch die Trossen muß Egonek teeren."
6. Im Top: "Egonek sitzt am Top."
7. An Deck: "Kisch wirft Anker."
8. An Deck: "Das Deck wird gewaschen."
9. Im Hafen, am Quai: "Ein Matrose wäscht sich im Pazifik."
10. Auf dem Mastbaum sitzend
11. An Deck mit Seilen hantierend
12. An Deck mit Zigarette am Ankerspind
13. An Deck: "Schwarze Schauermänner."
14. Am Pier: "Baumwoll-Ballen am Pier."
15. Am Pier: "Ladearbeit."
16. Auf dem Schiff: "Baumwolle wird in der Luke geordnet."
17. Auf dem Schiff: "Blick auf Schauermänner und Baumwolle in der Luke."


Beiliegt der hs. von Kisch (wahrheitsgemäß!) ausgefüllte, unterschriebene, gestempelte und gegengezeichnete Entlassungsschein aus dem Dienst auf dem Frachter "Department of Commerce - Certificate of Discharge No 944178" der "S. S. Jefferson Myers": "Seaman's birthplace: Czechoslovakia", "Age: 44", "Capacity: Bordcaway seaman" etc. – Kaum Gebrauchsspuren, minimale Fleckchen oder Knicke.

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[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.

* Alle Angaben inkl. 24% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.“


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